Auf einem Webinar des Deutschen Brauer-Bunds am 21. April 2021 erklärte Biersommelier Markus Raupach, Deutsche Bierakademie, Bamberg, wie man die digitale Bierverkostung zum Erfolg führt. Zu Beginn des Lockdowns vor einem leeren Terminkalender stehend, machte Raupach aus der Not eine Tugend. Im April 2020 startete er erfolgreich die ersten digitalen Biertastings. In seinem straffen und informationsreichen Vortrag stellte er den insgesamt über 150 Teilnehmern des Webinars einige hilfreiche Punkte zur eigenen erfolgreichen Durchführung von digitalen Bierverkostungen vor.
Voraussetzungen schaffen
Eigentlich trivial, dennoch absolute Grundvoraussetzung für funktionierende Online-Veranstaltungen, sind leistungsfähige Hard- und Software. Vor allem ausreichend bemessene Bandbreite sowie hochwertiges Mikrofon und Kamera müssen Stimme und Bild – die Hauptmedien – in hervorragender Qualität auf die Bildschirme der Teilnehmer transportieren. Auch für ausreichende und gleichmäßige Beleuchtung ist zu sorgen. Auf Softwareseite sind vor allem die Marktführer Zoom und Microsoft Teams bekannt, neben diesen tummeln sich eine Vielzahl weiterer Anbieter auf dem Markt. Online-Tools wie z.B. Mentimeter erlauben es, während der Veranstaltung die Teilnehmer mit interaktiven Fragen einzubinden und dadurch die Aufmerksamkeit und den Unterhaltungswert massiv zu steigern. Auch in diesem Bereich existiert eine Vielzahl weiterer Anbieter.

Auftragsklärung, Logistik, Präsentation
Bei der Konzeptierung einer digitalen Veranstaltung steht am Anfang – ganz wichtig – die Auftragsklärung. Was will der Auftraggeber? Steht die Veranstaltung alleine für sich oder z.B. im Kontext einer Preisverleihung? Findet das Tasting im Anschluss an ein Symposium, einen langen Tag voller Vorträge statt? In diesem Fall sollte man besser die Konzentration der Teilnehmer nicht mehr allzu stark strapazieren und ein entspanntes Programm vorgeben.
Entscheidend ist auch eine gut geölte Logistik. Ohne Bierpaket können die Teilnehmer schlecht am Tasting teilnehmen. Neben der grundsätzlichen Herausforderung, unter Umständen 50 Kartons mit jeweils sechs Bieren und einem Verkostungsglas an die Teilnehmer zu versenden, stellt sich die Frage des Vorlaufs: Muss man z.B. in der Weihnachtszeit mit längeren Versandzeiten rechnen? Bei regelmäßiger Durchführung von digitalen Tastings kann ein Logistik-Dienstleister für Entspannung sorgen.
Das Konzept ist erstellt, die Biere stehen bei den Teilnehmern auf den Tischen und die Internet-Verbindung steht. Jetzt geht es darum, die Leute zu fesseln und sich die Aufmerksamkeit zu sichern. Klare Ansagen zu den Abläufen sind entscheidend, um die Aufmerksamkeit zu binden: Was passiert? Was mache ich? Was ist als nächstes zu tun? Benutzt man als Begleitung des Tastings eine Folienpräsentation, rät Raupach auf Text weitgehend zu verzichten. „Betreutes Lesen ist der Garant für den Misserfolg einer Online-Bierverkostung“, so Raupach.

Last, but not least: Preiskalkulation
Ein weiterer wichtiger Punkt für den Veranstalter ist die Preiskalkulation. Für die seriöse, wirtschaftliche Kalkulation sind neben Honorar für den Referenten auch die Posten Biereinkauf, Verpackung und Versand zu berücksichtigen und daneben – nicht ganz unwichtig – auch der Gewinn. Zusammen mit der anfallenden Mehrwertsteuer kommt ein professionelles Online-Biertasting im Beispiel mit 20 Personen und sechs Bieren schnell auf einen Beitrag von knapp 90 EUR pro Person. Dabei sind weitere Kostenstellen wie Vertrieb und Marketing noch gar nicht berücksichtigt. Ein gut und professionell durchgeführtes Online-Biertasting hat seinen Preis. Wenn man das mit dem Auftraggeber transparent kommuniziert, dann können sich alle Beteiligten über eine gelungene Veranstaltung freuen.
Einen Mitschnitt des Seminars könnt ihr euch unter youtu.be/oZtiwr6Qjqk ansehen.