Lillebräu aus Kiel wurde auf dem Deutschen Brauertag 2018 symbolisch als 1500. Brauerei in Deutschland ausgezeichnet. Schon bis 2022 wollen die Gründer und Geschäftsführer Florian Scheske und Max Kühl ihr Lille zum bekanntesten Bier aus und für Kiel machen. Dafür setzen sie auf Qualität, regionale Kooperationen und Nachhaltigkeit.
Die Brauerei startete im Jahr 2015 als kleines (von dänisch, lille = klein) Craft Bier-Vorhaben. Scheske und Kühl haben, zu diesem Zeitpunkt Studenten, aus einer Passion heraus das Projekt gestartet. In der Anfangsphase wurde Lille noch als sogenanntes Kuckucks-Bier in anderen Brauereien gebraut, bis im Oktober 2018 eine eigene Braustätte in Kiel eröffnet wurde.
Regionalbezug steht im Vordergrund
„Es ist ökologisch schlichtweg sinnvoller, überwiegend in einem Umkreis von 100 km um Kiel zu agieren. Und es geht uns darum, dass wir uns mit Kiel identifizieren. Unser Bier soll von hier sein. Entsprechend sind wir sehr dankbar für die Akzeptanz in unserer Heimatstadt. Das bestätigt uns in unserer Verbundenheit“, sagt Scheske. „Daher ist es auch unser Ziel, zum bekanntesten Bier der Region zu werden“, ergänzt Kühl. „Versperren wollen wir uns aber nicht. Lille kann im Großraum Kiel im gehobenen Einzelhandel und vereinzelt auch in Craft Bier-Stores in Berlin und Hamburg gekauft werden.“
Zu den Ursprüngen von Lille erinnert sich Scheske an Aufenthalte in Australien, USA und Chile, bei denen die bereits vorhandene Leidenschaft für Craft Bier der beiden noch weiter gewachsen war, und sagt: „Lille gäbe es heute nicht, hätten wir nicht privat ein Faible für Genussthemen gehabt. Wir haben uns schon immer für gutes Essen und regionale, nachhaltige Produkte interessiert.“
Zunächst stand nur die Absicht, ein eigenes Bier mit eigenem Geschmack zu kreieren. Die Idee, eine Brauerei zu gründen, folgte erst, als das Bier vielen Leuten, die es probierten, gut schmeckte. Weil der Markt nur dünn mit regionalen Produkten besetzt war, kam es zur Gründung der Lillebräu GmbH. „Wir hören oft: Klar, zwei Designer gründen eine Brauerei. Hier geht es nicht um Bier, sondern darum, die Marke bekannt zu machen. …. Aber das Bier steht nicht an zweiter Stelle. Im Gegenteil. Lille wurde ausschließlich durch Empfehlungen bekannt. Das Design und der Gedanke des professionellen Vermarktens kam erst, als wir schon viele, bis heute etablierte Kundenstrukturen aufgebaut hatten“, betont Kühl.
Große Ziele
Am 26. Oktober 2018 konnte die Brauerei ihren Betrieb dann starten. Teil der Brauerei ist auch ein Schankraum für Verkostungen, Brauereiführungen oder Feiern. Er fasst knapp 60 Sitzplätze beziehungsweise 100 Gäste, die aus zehn Zapfhähnen mit Fassbier versorgt werden. Daneben steht ein Food-Truck, hier werden regionale Spezialitäten angeboten. Auch das soll den Geschmack Kiels transportieren.
Die Jungbrauer bringen ihr Bier auch außerhalb des eigenen Schankraums erfolgreich an ihre Fans und waren bei den Berliner Festivitäten zum Tag der Deutschen Einheit dabei und präsentierten dort Lille als das Bier Schleswig-Holsteins. Sie sind Partner des Gourmetfestivals Schleswig-Holstein, auf dem von den teilnehmenden Restaurants und Hotels in insgesamt 34 Veranstaltungen Galaabende geboten und unter anderem hochwertige Küchenkreationen mit Bier kombiniert werden.
Bis 2020 soll die regionale Präsenz weiter ausgebaut und Lille in Norddeutschland und besonders in Kiel weiter etabliert werden. Noch ambitionierter: „Größere Brauereien wie Becks belegen oft den ersten Hahn. Das ist ok, aber vormals gab es 120 Brauereien in Kiel. Seit 1993 sind wir die erste neu gegründete Brauerei. Stellvertretend für die Stadt wollen wir diese ehemalige Braukultur wiederaufleben lassen. Durch hochwertige Rohstoffe und eine neue Auseinandersetzung mit Geschmack wollen wir das Bier sein, das qualitätsprägend ist. Lillebräu wird bis 2022 den zweiten Hahn besetzen“, erklärt Scheske.
Nachhaltig verpackt
Lille wäre nicht Lille, würde es die Lebensweise der Region nicht repräsentieren. Der Fokus der Stadt Kiel liegt beispielsweise auf Nachhaltigkeit. „Von den grob 250 000 Einwohnern Kiels sind rund 35 000 Studierende. Und fast jeder fährt Rad. Dieses Umweltbewusstsein spiegelt unsere Einstellung wider. Auch, was das angeht, gehören wir hierher“, sagt Kühl. „Mit dem Bau der eigenen Brauerei haben wir uns entschlossen, auf die betriebswirtschaftlichen und ökologischen Argumente eines eigenen Mehrweg-Keg-Bestandes zu setzen. Mehrweg-Kegs sind nahezu unendlich wiederverwertbar. Bei richtiger Pflege und Nutzung weit über 30 Jahre. Durch diese Mehrfachnutzung ist die CO2-Emmission deutlich geringer als bei der Neuproduktion von Einweg-Gebinden. Gleichzeitig sind Kegs am Ende zu 100 Prozent recyclingfähig.“
Die Mehrweg-Kegs haben noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Die Vielfältigkeit der Branding-Möglichkeiten. Kühl und Scheske nutzen zur Darstellung ihres Logos eine Methode, bei der mittels eines Elektrolyten und elektrischer Spannung ein Bild auf die blanke KEG-Oberfläche aus Edelstahl aufgebracht wird. Ein Branding, das sich quasi nicht abnutzen lässt.
So sehen sich Scheske und Kühl gut gerüstet für die Eroberung der Kieler Gastronomie.