Portraits


	
						
	
	

				
			
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Die amerikanische Craft Bier-Industrie stößt jährlich etwa eine halbe Milliarde Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre aus. Auch die US Craft Brauer werden sich der Notwendigkeit, Energie zu sparen und umweltbewusster zu werden, immer deutlicher bewusst. Die meisten amerikanischen Handwerksbrauereien entwickeln hier neue und kreative Wege. Lotte Peplow, Botschafterin der Brewers Association für amerikanisches Craft Bier in Europa, gibt einen Überblick über die neuesten Nachhaltigkeitsinitiativen in der amerikanischen Craft Bier-Branche.

 

Presse für Kunstoffverpackungen mit gepresstem Ballen
In Kalamanzoo, Michigan, haben sich die Craft Brauer zu einer Recycling-Kooperative zusammengeschlossen (Foto: Brewers Association)

 

Sierra Nevada Brewing Co

Sierra Nevada Brewing Co ist die drittgrößte unabhängige Craft Brauerei in den USA. Man ist dort stolz auf das Unternehmenskonzept zur Nachhaltigkeit. Am Hauptstandort in Chico, Kalifornien, erzeugen Solarpaneele einer Fläche von ca. dreineinhalb Fußballfeldern zusammen mit zwei Megawatt Capstone-Mikroturbinen mehr als 90 Prozent des für den Betrieb der Brauerei benötigten Stroms. Die Abwärme wird aufgefangen und zur Erzeugung von Dampf und Heißwasser für den Brauprozess genutzt.

Das bei der Gärung entstehende CO2 gewinnt Sierra Nevada zurück, mit dem Pluspunkt, dass das zurückgewonnene CO2 weniger Sauerstoff als handelsübliches CO2 enthält. Das verbessert die Qualität des Bieres zusätzlich.

Besonders im von Dürre heimgesuchten Kalifornien ist der sparsame Umgang mit Wasser von entscheidender Bedeutung. Sierra Nevada hat Schmiermittel auf Wasserbasis aus den Abfüll- und Fassanlagen verbannt, was nicht nur den Wasserverbrauch, sondern auch den Abwasseranfall in der Kläranlage vor Ort reduziert. Zur Kühlung der Vakuumpumpen verwendet die Brauerei das Wasser, das zum Spülen der Flaschen vor der Abfüllung anfällt. Das spart jährlich etwa 2,5 Millionen Gallonen (knapp 10 Mio Liter) Wasser ein.

Mandi McKay, Direktorin für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung bei Sierra Nevada Brewing Co, kommentiert: „Wir haben uns der Philosophie des geschlossenen Kreislaufs verschrieben, und das hat sich als eine wunderbare Betriebsstrategie erwiesen. Abfall- und Nebenströme verwenden wir jetzt als kostbare Ressourcen. Bei Sierra Nevada wollen wir viel mehr tun, als nur hervorragendes Bier zu brauen. Bei uns zieht sich das gleiche Engagement für kontinuierliche Verbesserung und Abfallfreiheit durch alle Bereiche. Wir waren auch schon immer daran interessiert, uns mit der gesamten Versorgungskette zu vernetzen. Früh haben wir schon z.B. unser eigenes Hopfenfeld angelegt. All das entspringt unserer grundlegenden Überzeugung, dass alles miteinander verbunden ist und dass unsere Eingriffe in die Umwelt alle auf uns selbst zurückfallen.“

 

In Palettenform gepresste Bierdosen aus Aluminium
Auch bei der Bell's Craft Brauerei, Kalamanzoo, Michigan, setzt man auf Recycling (Foto: Brewers Association)

 

Firestone Walker Brauerei GmbH

Das in Kalifornien ansässige Unternehmen Firestone Walker baut auf drei Grundpfeiler: Solarenergie, Abfallvermeidung und Wassereinsparung. Der Standort beherbergt eine 9,5 Hektar große Solaranlage, die den Großteil der von der Brauerei benötigten Energie erzeugt und jährlich etwa 3000 t CO2-Emissionen einspart.

Matt Brynildson, Braumeister bei Firestone Walker, sagt: „Hopfen und Malz, unsere Rohstoffe, stammen aus der Landwirtschaft, und wenn man sich die dortigen Prozesse genau ansieht, dann lernt man, wie wichtig nachhaltiges Wirtschaften ist. Jährlich verfüttern wir mehr als 20 Millionen Pfund Biertreber an die örtliche Viehzucht, und der Biertreber wird als Schüttgut geliefert, um Verpackungsmüll zu vermeiden.

Wasser ist eine kostbare Ressource in Kalifornien, und es werden 5–7 Gallonen Wasser (gut 20 Liter) benötigt, um eine Gallone Bier herzustellen. Unser gesamtes Prozesswasser bereiten wir in unserer betriebseigenen Abwasseranlage auf. Einen Teil der Energie können wir daraus zurückgewinnen und leiten jährlich 35 Millionen Liter Prozesswasser in den örtlichen Grundwasserspeicher ein, das in einem besseren Zustand ist als zuvor.“

 

Wie halten es die Bier-Afficionados mit der Nachhaltigkeit?

Aber interessiert es den Biertrinker, ob sein Bier verantwortungsvoll hergestellt wird oder nicht? Eine Studie der Indiana University, Iowa, aus dem Jahr 2018, die allerdings nur eine begrenzte Stichprobe umfasste, ergab, dass die „Mehrheit der US-amerikanischen Bierkonsumenten bereit ist, mehr für nachhaltiges Bier zu bezahlen“. Menschen, die bereits Premium-Bier kaufen und sich für andere umweltfreundliche Waren und Dienstleistungen entscheiden, sind am ehesten bereit, für nachhaltig hergestelltes Bier mehr zu bezahlen. Ob dies zu einem umfassenden Wandel in der Brauereilandschaft führt, bleibt abzuwarten, aber jeder Schritt in die richtige Richtung zählt.

 

Frau schüttet Hopfenpellets in die Maischepfanne
Wenn das Bier nachhaltig produziert wird, dann macht das Brauen und Trinken noch mehr Spaß (Foto: Brewers Association)

 

Fremont Brewing Co.

Fremont in Seattle, Washington, macht sich einen Namen als nachhaltige Brauerei, indem es eines seiner Biere, Cowiche Canyon Fresh Hop Ale, mit dem Zertifikat „Salmon Safe“ („Lachs-sicher“, die Brauerei liegt am Pazifik, Anm. der Red.) versieht. Der Gründer, Matt Lincecum, erklärt: „Die Cowiche Farm ist ein gemeinsames Projekt von Fremont und Landwirten aus dem Yakima Chief Hops Team. Wir begannen diese Zusammenarbeit vor zwölf Jahren, um biologische Hopfensorten und Anbau-/Erntemethoden zu entwickeln und der Craft Bier-Welt zu zeigen, dass biologischer Hopfen zu den besten Hopfen gehört. Vor einigen Jahren wurden wir als 'sicher für Lachse' zertifiziert und sind sehr stolz auf diese Errungenschaft der Cowiche Farm. Wir glauben, dass die Aufnahme des Logos auf die Verpackung den Bekanntheitsgrad der Brauerei und vielleicht auch den Absatz erhöht hat.“

Fremont legt nicht nur Wert auf ökologische, sondern auch auf soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Das Unternehmen bietet seinen Mitarbeitern Vergünstigungen wie z. B. eine subventionierte Gesundheitsversorgung und Transitautos, bezahlten Urlaub für Familienangehörige und gibt der Gemeinschaft, von der es unterstützt wird, etwas zurück, weil „es das Richtige ist“, wie Lincecum erklärt.

 

Nachhaltigkeitsressourcen für die Brauer

Die Brewers Association, der gemeinnützige Handelsverband, der kleine und unabhängige amerikanische Handwerksbrauereien vertritt, investiert stark in die Bereitstellung einer breiten Palette von Nachhaltigkeitsressourcen für die Braubranche, darunter das Brewers Association „Sustainability Best Practices Manual“ und ein „Sustainability Benchmarking Tool“. Die erste Nachhaltigkeits-Benchmarking-Studie wurde 2014 durchgeführt. Dabei wurden der Energie- und Wasserverbrauch gemessen und Wege aufgezeigt, wie Brauereien Wasser- und Feststoffabfälle sowie Kohlendioxid reduzieren können. Die Studie war sofort ein Erfolg. Durch die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele der Studie konnte die erste Gruppe der teilnehmenden Brauereien genug Kosten und Abfälle einsparen, um jährlich zwischen 35 000 und 235 000 USD einzusparen. Weitere Handbücher sind bei der Brewers Association unter www.brewersassociation.org erhältlich, unter anderem zu den Themen Energie, feste Abfälle, nachhaltige Bau- und Designstrategien und Abwassermanagement.