Als Einweggebinde waren Edelstahlfässer bisher immer zu schwer und zu teuer. Vor ca. zehn Jahren kamen daher die ersten Einwegfässer aus Plastik auf den Markt. Sie waren zwar relativ preisgünstig, konnten aber in keiner Weise die Bedürfnisse der Brauereien an Haltbarkeit und Geschmacksstabilität ihrer Produkte befriedigen. Auch in sonstiger Hinsicht stellen diese Produkte bis heute einen Kompromiss dar. Weiterentwicklungen konnten die Probleme zwar teilweise verringern, verteuerten aber die ursprünglich sehr kostengünstige Lösung und verschlechterten die Recyclingfähigkeit.
Aufgrund dieser Überlegung gab es bereits verschiedentlich Versuche der etablierten Edelstahlkeg-Hersteller, kostengünstigere Metallfässer im Einwegbereich einzusetzen. Mehrere Versuche scheiterten aber, da die in der konventionellen Kegherstellung übliche Tiefziehtechnik bei der Metallverarbeitung keine dünnwandigen und damit kostengünstigeren Behältnisse zulässt.
Materialersparnis durch Laserschweißen
Dies änderte sich erst, als die Firma WorldKeg zur BrauBeviale 2017 ein neues serienreifes Einwegfass aus Edelstahl als Weltpremiere vorstellte, wir berichteten. Das Produkt wird nicht wie üblich aus zwei tiefgezogenen Metallschalen hergestellt, die in der Mitte orbital verschweißt werden, sondern aus dünnen Metallblechen, die gebogen und über die gesamte Länge vertikal mit einem Laser verschweißt werden. Diese inzwischen auch patentierte Technologie erlaubt extrem dünne Wandstärken, die eine Reduzierung auf rund ein Viertel des eingesetzten Materials ermöglicht. Damit wird beispielweise das Gewicht eines 30-l-Fasses von 9,6 kg auf 2,3 kg reduziert, was natürlich auch den Preis deutlich verringert.
Trotz der Vorteile dieses materialsparenden Edelstahl-Einwegfasses wie extrem hohe Recyclingquoten von 95 Prozent und Vorteile bei Handling und Logistikkosten verstummte die Diskussion nie, warum es denn überhaupt Einweg sein muss. Die Erfinder des WorldKeg entwickelten daher auf Basis der patentierten Technologie ein Mehrwegfass, das immer noch rund zwei Drittel leichter als ein herkömmliches Mehrwegfass ist, aber nur etwa halb so teuer. Dieses Produkt wurde im Herbst/Winter 2019 ebenfalls wieder zur BrauBeviale vorgestellt.
Die stapelbaren Mehrwegfässer werden in den Größen 20, 25 und 30 l verkauft. Der Durchmesser beträgt nur 30 cm, was eine optimierte Nutzung vom Thekenraum und Transportpaletten mit sich bringt. Kombiniert mit dem geringen Produktgewicht ergeben sich daher reduzierte Herstell-, Transport- und Lagerkosten und damit eine sehr vorteilhafte Ökobilanz.
Erschließung neuer Anwendungen in der Corona-Pandemie
Leider geriet die Welt wenige Monate nach Vorstellung des neuen Mehrwegfasses in den Würgegriff der Covid-19-Pandemie, und die Gastronomie und damit der Fassbiermarkt kamen komplett zum Erliegen. Viele Brauereien stellten ihre Fassbierpläne zunächst zurück und setzen auf alternative Verpackungsformen im Retailbereich. Die Verleiher und Hersteller traditioneller Mehrwegfässer gerieten durch diese Lage in existentielle Nöte und mussten z. T. sogar Insolvenz anmelden oder sich in ein Schutzschirmverfahren begeben.
WorldKeg machte während der Schließung der Gastronomie kurzerhand aus der Not eine Tugend und hob den Onlineshop fassbier.online aus der Taufe. Ein Kurierdienst wie DPD bringt hier das Fassbier der teilnehmenden Brauereien innerhalb weniger Tage fassfrisch und ohne Zwischenhandel direkt zum privaten Endkonsumenten. Der Vertrieb erfolgt national und erlaubt so auch regionalen Brauereien ihr Vertriebsgebiet ohne aufwändige Vertriebskosten und Produktrisiken (wie z. B. abgelaufenes MHD im Getränkehandel) enorm zu erweitern.
Die 25-l-Einwegkegs kann der Kunde entweder mit einem Durchlaufkühler, einer separat erhältlichen Bierbar oder in einer vorhandenen Theke zapfen. Als Innovation gibt es auch eine Zapfvorrichtung mit Einwegbierleitung und die Möglichkeit zum Anschluss kleiner Gaspatronen, die durch die weite Verbreitung von Sodastream inzwischen überall im Handel erhältlich sind. Auch mittels günstiger Partypumpe kann der Endkonsument das Bier ohne weiteres Zapfequipment zapfen.
Der Onlineshop wurde zwischenzeitlich an einen professionellen Betreiber abgegeben, der die Produkte vieler Brauereien mit Edelstahl-Einwegfässern führt. Da die Kegs nicht bepfandet sind und kostenfrei über die gelbe Tonne entsorgt werden können, ist dieser Vertriebsweg für Fassbier gerade in Zeiten der Pandemie besonders gefragt.
Drucktank für Hobbybrauer
In Zeiten des Lockdowns hat aber auch der Trend zum Brauen des eigenen Bieres zuhause deutlich zugenommen. Sogenannte Homebrew-Shops konnten sich in den letzten Monaten der Nachfrage nach Heimbrauanlagen kaum erwehren. Durch das auch für Heim- und Hobbybrauer erschwingliche WorldKeg ergeben sich einige interessante Möglichkeiten:
Auf Basis der patentierten Technologie wurden ein Läuterfass und ein Fermenterfass jeweils mit einem Auslauf am Boden entwickelt. Das Läuterfass erlaubt mit einem Siebboden das Läutern der Maische und eine offene Gärung, nicht nur für Bier, sondern auch für Trauben-, Apfel- und Beerenwein. Das Fermenterfass hat zusätzlich eine Ventilöffnung zum Anbringen eines Gäraufsatzes und/oder eines Manometers. Zusätzlich besitzt das Fermenterfass eine Auslauföffnung am Boden zum Ablassen der Hefe und des Trubs und ein Flachfitting zum Zapfen des fertigen Produktes direkt aus dem Gärbehälter.
Wer aber sein Fermenterfass wieder für die nächste Charge leeren will, kann sein Produkt auch in ein ebenfalls neu entwickeltes Lagerfass umfüllen. Das ist ein dünnwandiges Mehrwegfass, das zusätzlich einen Ventilanschluss zum Anschluss eines NC-Ventils zur Druckregulierung besitzt.
Herstellungsmethode
Alle vorgenannten Produkte werden nach der im Jahr 2020 patentierten WorldKeg-Technologie aus hochwertigem Edelstahl 1.4301 mit Laserschweißmaschinen hergestellt. Der Vorteil dieser Technologie besteht darin, dass im Gegensatz zum WIG-Schweißen von herkömmlichen tiefgezogenen Edelstahlfässern nach dem Schweißen kein zusätzlicher kostspieliger Beizprozess erforderlich ist. Dies ist auch für die Umwelt vorteilhaft, da der Beizschlamm aus dem WIG-Schweißen Eisenchloride, Metallsalze und Abfallsäure enthält, die extrem umweltschädlich sind.
Gegenüber Weißblech, das zum Beispiel bei den 5-l-Partydosen zum Einsatz kommt, benötigen die lasergeschweißten Edelstahlprodukte kein Aufbringen einer Lackschicht. Bei dieser besteht die Gefahr, dass sie bei Stößen reißen und abblättern kann, was einen kritischen Kontrollpunkt in jedem HACCP-Konzept darstellt.
Gegenüber PET-Plastikbehältern hat Edelstahl 1.4301 den Vorteil, dass er korrosiven Umgebungen standhält, lebensmittelecht, gas- und lichtdicht, leicht zu reinigen und vollkommen geschmacksneutral ist. Außerdem ist Edelstahl vollständig recycelbar und verliert nicht wie PET bei jedem Recyclingzyklus an Qualität. Selbst wenn die Behälter ausgedient haben, besitzen sie noch einen Restwert, und Schrotthändler nehmen die gebrauchten Produkte gerne kostenlos an – ganz im Gegensatz zu Kunststoff, bei dem für die Entsorgung noch ein Entgelt entrichtet werden muss. Nebenbei bemerkt ist Edelstahl mit einer Rekordrecyclingrate von mehr als 95 Prozent weltweit eines der umweltfreundlichsten Materialien überhaupt und befreit jeden Verwender von der zunehmend heftiger geführten Diskussion über die Vermeidung von Plastikmüll.