Know-How


	
						
	
	

				
			

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…sonst geschieht das Ungeheure. Den Spruch kennt ihr? Gut. Chemikalien sind gefährliche Stoffe – vermischt ihr die Falschen miteinander, kann es schnell zumindest unangenehm werden. Worauf ihr achten müsst und welches Reinigungsmittel für welches Material geeignet ist, erklärt Martin Neubert.

 

Nicht mischen

Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen, wenn versehentlich oder absichtlich konzentrierte Laugen und Säuren vermischt werden. Da es dabei zu einer starken Reaktion kommt, bei der eine Menge Wärme freigesetzt wird, sind diese Vorgänge äußerst gefährlich. Nicht selten werden ganze Fabrikgelände deswegen geräumt. Säuren und Laugen müssen deshalb stets getrennt voneinander gelagert werden. Und wenn ihr vorhabt, eine Reinigungslösung herzustellen, müsst ihr immer erst Wasser vorlegen und erst dann das jeweilige Mittel zugeben. Sonst droht auch hier eine sehr starke Reaktion. Die Folge kann sein, dass einzelne Tropfen unkontrolliert und explosionsartig weggeschleudert werden. Das ist für euch und alle Umstehenden sehr gefährlich.

 

Schutzausrüstung tragen

Weil eigentlich immer etwas passieren kann, solltet ihr beim Umgang mit Chemikalien die geeignete Schutzausrüstung tragen. Dazu zählen im Besonderen Schutzhandschuhe, Schutzbrille sowie Schutzkleidung. Diese Schutzkleidung sollte so beschaffen sein, dass Wasser und somit auch ein Wasser-Chemikalien-Gemisch möglichst langsam oder schlecht durch den Stoff auf die Haut gelangen kann. Auch Arbeitssicherheitsschuhe gehören dazu. Die gibt es auch für den kleinen Geldbeutel. Achtet hier aber besser auf die Qualität anstatt auf den Preis.

Schutzausrüstung
Nicht am Geld für persönliche Schutzkleidung sparen

 

Sicher aufbewahren und dosieren

Es gibt gute, auch günstigere Lösungen, um Chemikalien sicher aufzubewahren, beispielsweise abschließbare Schränke. Und es empfiehlt sich, die Produkte aus dem Kanister mittels einer Dosierhilfe zu entnehmen. Dadurch können beim Umfüllen auftretende Spritzer ebenfalls vermieden werden. Selbstverständlich sollte sein, dass Chemikalien NIE in Getränkeflaschen abgefüllt werden. Dazu gehört auch, dass Chemikalien NIE ungekennzeichnet aufbewahrt oder am falschen Ort gelagert werden!

 

Richtig lagern

Auch hier gibt es wichtige Punkte zu beachten. Klar ist aber, dass es immer von der Anzahl der verschiedenen Kanister mit Chemikalien, deren Größe und den Räumlichkeiten abhängig ist, wie die Reinigungsmittel am besten gelagert werden. In der Regel genügt es, Chemikalien hinter abschließbaren Türen oder Schränken aufzubewahren. Allerdings sollten die Räume, in denen diese gelagert werden, auch gut belüftet sein. Austretende Dämpfe dürfen sich nicht anreichern können. Das heißt, die „Rumpelkammer unter der Treppe“ scheidet damit eher aus!

Die Räumlichkeiten sollten darüber hinaus

  • über einen Ablauf verfügen
  • über einen Wasseranschluss in der Nähe verfügen
  • nach Möglichkeit sollten Chemikalienbehälter auf sog. Auffangwannen gelagert werden, um ein unkontrolliertes Entweichen der Chemikalie auf den Boden oder in den Gully zu vermeiden

 

Gut vertragen

Kommen wir zum Schluss noch zu einer wichtigen Frage, wenn ihr Reinigungsmittel anwendet: Wie verträgt sich das Mittel mit dem Material von Behältern, Schläuchen usw.? Unsere Übersicht erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Materialverträglichkeit
Schläuche, Böden, Edelstahltanks: Verschiedene Materialien stellen unterschiedliche Anforderungen an Reinigungsmittel

 

Zum Start eine tabellarische Übersicht nach DIN 11483 für den wahrscheinlich wichtigsten Werkstoff in der Lebensmittelherstellung: Chrom-Nickel-Stahl bzw. Edelstahl:

Material Produkt/ Medium Einsatzkonzentration Temperatur Einwirkzeit
Cr.-Ni.-Stahl Na.-Hypochlorit + NaOH < 5% < 70°C < 1 h
  NaOH < 5% < 140°C < 3 h
  Na.-Hypochlorit < 3% < 20°C < 2h
  Schwefelsäure < 1,5/3,5% < 60°C  < 1h
  Salpeter/ Phosporsäure < 5% < 90°C  < 1h
  Jodophore     < 50mg/l < 100°C < 24h
  Peressigsäure          < 0,15% < 20°C < 2h

 

 

Für Buntmetalle wie Aluminium oder Kupfer und Messing gilt:

  • Anfällig gegenüber alkalischen Mitteln (Zerstörung!)
  • Zerstörung bei Kontakt mit anderen Metallen (Galvanische Schicht)
  • Zerstörung durch starke Säuren
  • Vakuumempfindlichkeit

Diese müssen also besonders vorsichtig behandelt werden.

 

Schläuche & Dichtungen

Die heute verwendeten Dichtungen im Brauereianlagenbau bestehen zum allergrößten Teil aus EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk). Auch für diesen Werkstoff liefert die DIN 11483 eine gute Übersicht hinsichtlich der Verträglichkeit mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln.

Produkt/ Medium Einsatzkonz. % Temperatur   Einwirkzeit
Salpetersäure          < 2% < 50°C < 0,5h
Phosphorsäure        < 2% < 90°C < 1h
Peressigsäure          < 1% < 20°C < 2h
Jodophore    < 0,5% < 30°C < 24h

 

 

Gummi-Schläuche

Moderne Gummi-Schläuche sind beständig gegenüber den herkömmlichen R+D-Mitteln in gebräuchlichen Einsatzkonzentrationen, sollten jedoch nach einigen Jahren – je nach Beanspruchung – ausgetauscht werden.

 

Für alles gibt es ein Mittel

Schließlich liefern wir euch jetzt noch eine Tabelle, die zeigt, welche Mittel für welche Reinigungs-/Desinfektionsaufgaben verwendet werden können.

Bereich

Produkt/ Medium

Dauer

Temperatur

Konzentration

Sudhaus

NaOH

30 min

70-90°C

2-3%

Reinigungsverstärker

70-90°C

1%

Würzeweg

NaOH

20-30 min

70-90°C

2-3%

Reinigungsverstärker

70-90°C

1%

Natriumhypochlorit

60°C

2-3%

Gär- und Lagerkeller

NaOH + Komplexbildner

30 min

Kalt

2-3%

Anorg. Säure + org. Säuren + Desinfektionsmittel

10 – 20 min

Kalt

1-2%

Desinfektion

5 – 10 min

Kalt

0,5 – 1%

Fassreinigung

NaOH + Komplexbildner

5 – 15 min

Heiß bis 90°C

2-3 %

 

Anorg. Säure

5 – 10 min

Kalt bis 90°C

1-2%

Flaschenreinig.

NaOH + Entschäumer + Additiv

15 – 20 min

Heiß bis 90°C

1,5 – 2,5%

Maschinen & Geräte

NaOH/ KOH + Tenside /    Na.-Hypochlorit

10-15 min

Kalt bis 80°C

5 – 8%

Säure (+ Desinfektion)

10-15 min

Kalt

5 – 8%

Boden & Wände

NaOH/ KOH + Tenside /    Na.-Hypochlorit

10-30 min

Kalt bis 80°C

5 – 8%

Standdesinfektion

QAV`s; Org. Säuren

> 30 min

Kalt

0,5-2% 


So, damit solltet ihr jetzt gerüstet sein für die nächste große Putzaktion. Wenn ihr noch Fragen zu Reinigungsmitteln oder besonders hartnäckigen Verschmutzungen habt, schreibt uns einfach an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Wir reichen eure Anfrage gerne an Martin Neubert weiter.

 

 

Was tun, wenn es zu einem Unfall mit Chemikalien gekommen ist? Ohne große Erläuterungen müssen dabei sofort folgende Maßnahmen getroffen werden:

1. Kontaminierte Kleidung SOFORT wechseln

2. Betroffene Hautstelle mit reichlich klarem, kalten Wasser spülen/benetzen

3. Umstehende, Nachbarn oder Familienangehörige zur Hilfe zuziehen

4. Eventuell frische Luft zuführen (bei ausgasenden Medien)

In jedem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden, um für eventuelle Spätfolgen das Ereignis zu dokumentieren, um bei Kassen und Behörden im Fall der Fälle Ansprüche geltend machen zu können!