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Ihr wollt mal wieder ein urbayerisches, traditionelles Bier brauen? Na, wie wäre es dann mit einem Bockbier? Heller Bock, dunkler Bock, Maibock, Doppelbock, Eisbock….die Varianten sind zahlreich. Wir entscheiden uns hier für das Rezept eines hellen Bockbiers. Malzig, mächtig und trotzdem verführerisch weich wie Samt und Seide. Klingt schon mal gut, nicht wahr?

Moment, urbayerisch? So ganz stimmt das nicht. Obwohl das Bockbier heute gerne mit Bayern in Verbindung gebracht wird, sind die Wurzeln dieses Bierstils im Niedersachsen des 16. Jahrhunderts zu finden. Das zu dieser Zeit in Einbeck gebraute, obergärige Bier hat den bayerischen Herzögen aber so gut geschmeckt, dass extra ein Einbecker Braumeister abgeworben und in herzogliche Dienste gestellt wurde. Der Braumeister Elias Pichler braute den Bayern dann ab 1614 im braunen Hofbräuhaus in München das „Ainpöckisch Bier“. Die Bayern verballhornten diesen Namen aber bald zu „Ainpöck“ und schließlich nur noch zu „ein Bock“.

Bockbiere haben heute mindestens einen Stammwürzegehalt von 16 Prozent, entsprechend vielseitig kann auch die Schüttung ausfallen. Traditionell werden Bockbiere im Dekoktionsverfahren hergestellt, der Malzcharakter steht bei diesen Bieren klar im Vordergrund. Das folgende Rezept stammt einmal mehr aus Horst Dornbuschs „Biersorten der BRAUWELT“ und Biersommelier Karl Schiffner vermittelt uns einen Eindruck, wie so ein Bockbier schmecken kann.

 

Das sagt das Rezept

Stammwürze: 16,5 Prozent

Restextrakt: 3,25 Prozent

Bittereinheiten: 23 BE

Farbe: 47 EBC (abhängig von der Schüttung, typisch wären eher < 30 EBC)

Alkohol: 7 Vol.-%

 

Zutaten (gerundet) bei einer nominalen Extraktausbeute von 80 Prozent und 20 Liter Ausschlagwürze

Malz  Prozent kg
Pilsner 30 1,32
Münchner Malz II 27,5 1,21
Caramelmalz Pilsner-Typ 25 1,1
Melanoidinmalz 12,5 0,55
Caramelmalz (Münchner Typ) 140-160 EBC 4 0,18
Gesamt 100 4,40

 

Hopfen  Prozent Alphasäure g
Taurus (Bittere)   15,5 8
Hallertauer Tradition 5,5 7
Saphir 5 4           

 

Hefe alkoholtolerante, untergärige Hefe

 

 

Maischen

Wir haben uns für ein 2-Maisch-Dekoktionsverfahren entschieden und maischen bei etwa 38 °C ein. Diese Temperatur halten wir für 30 Minuten. Dann wird die erste Teilmaische gezogen. Diese Teilmaische erfährt zwei Rasten, bei 65 °C für 30 Minuten und bei 72 °C für 10 Minuten, und wird anschließend für 10 Minuten gekocht. Dann werden Teilmaische und Hauptmaische wieder vereint. Die Mengen sollten so gewählt werden, dass die Gesamtmaische nun bei etwa 65 °C liegt. Hier ist vorher Mischungsrechnen angesagt. Jetzt wird die zweite Teilmaische gezogen und diese auf 72 °C aufgeheizt, 10 Minuten Rast. Anschließend wird die Teilmaische wieder 10 Minuten gekocht und dann erneut der Hauptmaische zugebrüht. Nun muss nur noch auf Abmaischtemperatur aufgeheizt werden, bei ca. 77 °C könnt ihr noch einmal eine Rast von 15 Minuten einlegen, fertig.

Für Gärung und Lagerung solltet ihr genügend Zeit einplanen. Bockbiere profitieren von einer langen Lagerdauer und können oft auch noch nach Jahren der Reifung an Charakter gewinnen.

 

Das sagt der Sommelier Karl Schiffner

Wann immer man einen hellen Bock trinkt – im Frühjahr freut man sich auf den Maibock – sollte man ihn mit Andacht genießen. Schon das Zapfen aus der Flasche – oder noch besser, beim Wirt aus dem Fass – wird zur Zeremonie. Langsam baut sich die dichte Schaumkrone auf die dunkelgelbe, fast golden leuchtende, im edlen Pokal funkelnde Flüssigkeit auf. Auch die Kohlensäurebläschen fühlen sich von dieser Langsamkeit angezogen und heben sich gemächlich an die Oberfläche. Ein anfangs zart-fruchtiger Duft wird von einem schweren Malzaroma abgelöst und steigert nochmals die Erwartung. Das Benetzen der Lippen mit wohligem Empfinden auf der Zunge und einer gleichmäßigen Verteilung im Mund sollte um ein paar Sekunden länger als sonst empfunden werden. Damit erreicht man eine intensivere Geschmackswahrnehmung und kann den vollen, aber dennoch cremig-weichen Körper fühlen und die vielschichtige Aromastruktur in einem weiten Bogen erkennen. Plötzlich tauchen hier auch feingliedrige Bitteraromen auf und halten den Finalgeschmack noch länger aufrecht.

Als Kombination zu feinem Essen kann dieser Bierstil überraschende Gaumenerlebnisse hervorrufen. Sowohl festliche Braten, als auch reifer Bergkäse oder zarte Bitterschokolade zeigen den Variantenreichtum an Verwendungsmöglichkeiten. Gut gekühltes Bockbier (4-5 °C), in Sektgläsern serviert, kann auch als Aperitif eingesetzt werden.

 

Das sagst du!

Du hast auch einen hellen Bock gebraut und bist stolz auf das Ergebnis? Am Ende hast du dazu sogar unseren Rezeptvorschlag benutzt? Lass uns daran teilhaben! Schick uns ein Bild und eine kurze Rezeptbeschreibung (am besten in tabellarischer Form wie oben schon angegeben) an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Betreff „Bierrezept“. Wir ergänzen unseren Rezeptkatalog mit deinen Ideen, die dann gleich neben unserem Rezeptvorschlag stehen!