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In der Natur der Craft Bier-Brauer liegt es, gemeinschaftlich zu handeln und an einem Strang zu ziehen. Um sich gegenseitig zu unterstützen, haben amerikanische Brauer das Modell entwickelt, sich einzuladen, gemeinsam Bier auszuschenken und für ihre Sachen einzustehen. Langsam schwappt diese Idee über den großen Teich und auch deutsche Brauereien veranstalten solche groß angelegten Events.

Gemeinsame Bierfestivals haben bei der nach wie vor jungen Craft Bier-Bewegung in den USA bereits Tradition. Aufgrund der Vielfalt und Vielzahl dieser Veranstaltungen, geben Brauereien ihren Einladungen gerne noch ein Thema; so wird beispielsweise beim „We're funk'd“-Festival von Night Shift Brewing aus Everett in den USA ausschließlich Sauer- und wild vergorenes Bier ausgeschenkt. Die Veranstaltung wurde ins Leben gerufen, nachdem eines der bekanntesten Sauerbierfestivals, das Wicked-Weed-Festival, von vielen der teilnehmenden Brauereien boykottiert wurde. Grund dafür war, dass die veranstaltende Brauerei Wicked Weed Brewing, Asheville, USA, von AB-InBev aufgekauft wurde. Der Grundtenor des Veranstaltungstyps ist somit klar: Konzerne sind hier nicht erwünscht. Wieder etwas anders geht die Sierra Nevada Brewing Co., Chico, USA, an die Sache heran. Sie veranstaltet sogenannte Beer-Camp-Tage: Im Vorfeld reisen hier Angestellte für Collaboration Brews mit befreundeten Brauereien durch das ganze Land, um dort die Biere für das Camp zu produzieren. Das verhilft kleinen Craft Brauereien zu einer enormen Steigerung ihres Bekanntheitsgrads und symbolisiert den Zusammenhalt.

Auf der Langen Nacht der Brauereien bei der Giesinger Bräu in München hatten die Besucher die Qual der Wahl (Fotos: Giesinger Bräu)

Pioniere aus Hamburg

Seit wenigen Jahren findet man solche Bierfestivals nun auch in Deutschland. Den Anfang machte die Ratsherrn Brauerei GmbH aus Hamburg bereits 2012, als sie das erste Mal in den Hamburger Schanzenhöfen die Craft Beer Days veranstaltete. Heute gibt es bereits drei Editionen der Veranstaltung – die Summer Beer Days sowie einen Winter und einen Bock Beer Day. Auch blieb es bei der Reihe nicht mehr bei einer Stadt, neben Hamburg findet sie jetzt auch in Berlin statt. Weldebräu aus Plankstadt machte 2014 mit dem Craftbeer Tap Day den Anfang im Süden und lud sechs Brauereien aus der Rhein-Neckar-Region zu sich ein. Auch die Veranstaltung wuchs mit dem Erfolg, der Einladung von Welde folgen nun Brauereien aus ganz Deutschland. Das Eventphänomen fand sehr schnell Mitmacher; weitere bekannte Veranstalter sind Maisel & Friends in Bayreuth, Giesinger Bräu in München und BRLO in Berlin.

Der Brauereihof wird zur Partymeile

Die Craft Bier-Szene zeigt Flagge

Der Startschuss für die Lange Nacht der Brauereien von Giesinger Bräu fiel 2016 und wurde sowohl von den eingeladenen Brauereien als auch von den Gästen hervorragend angenommen. Die Idee dahinter war klar: „Die Craft Bier-Szene zeigt Flagge“. Verdienst und Umsatz standen dabei hinter Gemeinschaftlichkeit und Idealismus. So wurde auch pro verkauftem Ticket ein Euro für das Paritätische Sozialpsychiatrische Zentrum Münchens gespendet. Im vergangenen Sommer waren bei dem zweitägigen Event sage und schreibe 20 Brauereien, vorrangig aus dem Münchner Umland, vor Ort. Darunter waren zwischen den Urgesteinen der deutschen Craft Bier-Szene, wie der Kehrwieder Kreativbrauerei aus Hamburg und Crew Republic aus Unterschleißheim, auch Start-ups der Szene wie die Munich Brew Mafia, Isarkindl und Braukraft, alle aus der bayerischen Landeshauptstadt. Für einen spannenden Mix sorgten die bayerischen Traditionsbrauereien Bräu z’Loh aus Dorfen und die Wildbräu-Grandauer aus Grafing.

Maisel & Friends veranstaltete in Bayreuth im Frühjahr ein Wochenende lang ihr zweites Hoppy-Birthday-Festival. Namensgeber war der Collab Brew Hopfenreiter, für den die befreundeten Brauereien und Brauer hochwertigen und/oder seltenen Hopfen spendeten. Auch hier liegt der Fokus darauf, dass gegenseitige Unterstützung in der Craft Bier-Szene wichtiger ist als Konkurrenzdenken. Die Veranstaltung selbst kostete keinen Eintritt, neben dem Bierverkosten und dem Austausch mit den Braumeistern gab es noch ein bunt gemischtes Rahmenprogramm. So wurden Biertastings und Foodpairings mit Sommeliers angeboten; abends gab es Livemusik, und mit einem DJ wurde bis tiefnachts der Zusammenhalt der Bierszene gefeiert. Die anwesenden Brauereien kamen aus drei europäischen Ländern.

Dicht gedrängt stehen die Stände der Partnerbrauereien im Hof der Giesinger Bräu

International ging es zu bei dem ersten Brwfest der Berliner Brauerei BRLO anlässlich ihres ersten Jubiläums am Gleisdreick in Berlin. Als ausschenkende Brauereien waren hier unter anderem Jopen aus den Niederlanden, Stu Mostow aus Polen und The White Hag aus Irland vor Ort.

Die Zunahme der Veranstaltungen, bei denen eine Brauerei andere Brauer zu sich einlädt und gemeinsam Bier ausgeschenkt wird, spricht für den Erfolg des amerikanischen Modells. Gegenseitige Unterstützung anstelle von Konkurrenzdenken verschafft Sympathie, Aufmerksamkeit und Umsatz.