Der European Beer Star gilt als einer der erfolgreichsten und etabliertesten Wettbewerbe seiner Art. Seit Jahren wächst die Zahl der teilnehmenden Brauereien und der bewerteten Bierkategorien. Da muss die Organisation stimmen. Schließlich müssen die Biere in bestmöglicher Qualität beim Verkoster ankommen. Wie das klappt? Wir haben in diesem Jahr bei der Doemens Akademie einen Blick hinter die Kulissen des European Beer Star geworfen.
Seit 2004 veranstaltet der Verband der Privaten Brauereien Bayern e.V., München, den Verkostungswettbewerb European Beer Star. Wurden zum Auftakt vor mittlerweile 13 Jahren „nur“ rund 270 Biere eingereicht, hat sich die Zahl der Teilnehmerbiere bis heute fast verzehnfacht. Um diese Masse an Bieren bewältigen zu können, werkeln im Hintergrund die Doemensianer aus Gräfelfing. Welcher Aufwand dort betrieben wird und wie sich dort um die eingereichten Biere gekümmert wird, hat uns bei unserem Besuch Björn Bleier, seines Zeichens Hauptverantwortlicher für die Organisation vor Ort und Mitarbeiter der Doemens Akademie, ausführlich erklärt.
Eine Aufgabe für Doemens
Bei unserem Besuch Mitte Juli in Gräfelfing hat die Einreichungsphase des European Beer Star gerade begonnen. Gut zwei Wochen lang kommen jetzt die verschiedenen Biere aus aller Welt auf dem Hof der Doemens Akademie an. Über 2000 Einreichungen sind es 2017, doch noch ist die Lage überschaubar. Nur einige einzelne Bierkisten, die Kühlzellen, in denen das Bier gelagert wird, und die beiden Zelte, in denen die Biere angenommen, sortiert und mit einer individuellen Nummer versehen werden, deuten schon darauf hin: Hier wird es bald rundgehen.
„Für die logistische Bearbeitung der Biere stehen normalerweise acht Personen zur Verfügung: Zwei Leute, die auspacken, zwei Leute, die etikettieren, und vier Leute, die dann die Biere in die Kühlzellen bringen und einsortieren. Dieses Vorbereitungsteam, das also die Annahme und Einlagerung macht, leistet während des European Beer Star 1300 bis 1500 Mannstunden.“
Man merkt also gleich, es steckt viel Arbeit hinter der Organisation des European Beer Star. Mit einem Blick auf die Zahlen des diesjährigen Wettbewerbs wird das noch klarer. 2151 Einreichungen aus 46 Ländern in insgesamt 60 Kategorien. Da muss man auch erst einmal den Überblick behalten. „Wir haben in den Anfängen versucht, das Ganze auf mehrere Personen aufzuteilen. Das hat sich aber nicht als erfolgreich erwiesen. Je mehr Köpfe beteiligt sind, desto mehr Fehlerquellen sind auch gegeben“, erinnert sich Bleier. So liege seitdem die ganze Vorbereitung in einer, seiner Hand.
Flaschenbier bevorzugt!
2151 Biere also. Und von jedem zum Wettbewerb angemeldeten Bier werden mindestens sechs Liter benötigt. Die Menge sei aber abhängig vom jeweiligen Gebinde, wobei Flaschenbier ganz klar bevorzugt wird. Zwölf Halbliter-Flaschen reichen also völlig aus, bei Drittelliter-Flaschen sollten es 18 Stück sein. Im Prinzip sind hier aber fast alle Varianten möglich, bis hin zur Fünf-Liter-Dose. „Dann reichen insgesamt sechs Liter aber nicht aus! Die Biere werden ja teilweise in mehreren Runden verkostet. Das Maximum sind vier Runden, plus eine Rückstellprobe. Dann müssten also schon fünf Fünf-Liter-Dosen eingereicht werden“, erklärt Bleier. Das macht die Flasche zum Gebinde der Wahl. Genauso gibt es auch bei der Umverpackung eine klare Präferenz. Einige der eingereichten Proben sind etwa in spezielle Styropor-Verpackungen gehüllt. „Ja die gibt’s, sind aber komplett unerwünscht“, schmunzelt Bleier.
„Um mal nur eine Zahl zu nennen: Wir produzieren hier pro Tag und nur durch Verpackungen ungefähr zwei Container mit Papiermüll und zwanzig Säcke Plastikmüll.“
Erfahrungsgemäß sei der Versand mit klassischen Bierträgern immer noch die beste und auch sicherste Variante. „Interessanterweise werden zwar die Kästen weniger gerne genommen, das ganze wiederum in einen Karton verpackt, das geht. Und es ist günstiger, als die Kiste so zu versenden. Denn der Kasten ist Sperrgut und der Karton ein normales Paket.“ Heißt also: Bierflaschen in einen ganz normalen Bierkasten packen, die Flaschen mit einem Brett und dieses wiederum mit ein paar Kabelbindern sichern und das Ganze dann in einen passend großen Karton verpacken, fertig. „Den Brauereien, die in Fahrweite liegen, empfehle ich, das Bier direkt anzuliefern. Dann ist das Bier auch schnell ausgepackt und schnell wieder einsortiert.“
Keine Tricks
„Ansonsten gibt’s keine Tricks. Schon gar nicht, um besser abzuschneiden als die anderen. Jedes Bier wird gleich behandelt.“ Damit spricht Bleier dann einen Punkt an, der für viele Wettbewerbsteilnehmer besonders wichtig ist. „Die Brauereien bekommen bei der Anmeldung für jedes Bier eine Teilnehmernummer. Dieser Teilnehmernummer ist eine Verkostungsnummer zugeordnet. Da gibt’s gar kein System, die Nummer ist fast willkürlich zugeordnet. Wir suchen die Nummer raus und etikettieren dann die Flaschen entsprechend. Jede Flasche erhält also ein zusätzliches Label.“ Anhand dieser beiden Nummern, werden die Biere dann durch die Verkostung geschleust. „Die Verkoster selbst wissen so nicht, welches Bier welcher Brauerei sie da verkosten“, erklärt Bleier.
Rechtzeitig liefern
Der nächste wichtige Punkt für die Wettbewerbsteilnehmer: Wird bei Doemens auch darauf geachtet, dass die Biere die höchstmögliche Qualität behalten, bis sie bei den Verkostern ankommen? Sicher stehen die Biere in Stoßzeiten auch mal länger ungekühlt herum, für den Ansturm kurz vor Einsendeschluss reichen die fleißigen Hände bei Doemens dann doch nicht ganz aus. Aus dieser Not heraus, hat Björn Bleier dann doch noch einen Tipp für die Brauer: „Wer in der ersten Hälfte der Anlieferungszeit sein Bier einsendet, der kann damit rechnen, dass es etwa zwei bis drei Stunden dauert, bis das Bier wieder zurück im Kühllager ist. Wer auf den letzten Drücker, also in den letzten drei Tagen der vorgegebenen Anlieferungszeit anliefert, muss auch damit rechnen, dass es auch mal zwei Tage bis zur Kühlung dauert“, das gibt Bleier unumwunden zu. „Die Biere, die zuerst angeliefert werden, werden auch zuerst einsortiert.“ Die logistische Herausforderung wird dann so fair wie möglich gelöst.
Wir sind gespannt, welche Biere sich 2017 in den jeweiligen Kategorien durchsetzen werden. Hinter den Kulissen wird in jedem Fall alles getan, um allen eingereichten Bieren die gleiche Siegerchance zu geben. Wer dann schließlich gewonnen hat, erfahren wir am 13. September 2017 auf der drinktec in München – wer nicht live bei der Bekanntgabe der Sieger dabei sein kann, wird im Anschluss vom Verband der Privaten Brauereien über das Abschneiden informiert. Für die Doemensianer heißt es mit Abschluss der Verkostung dann auch mal selbst genießen.