Am 29. Februar 2020 fand in Bayreuth bei Maisel’s Liebesbier der dritte Hobbybrauerwettbewerb statt. Wettbewerbsbierstil war dieses Jahr ein American Pale Ale. Eine Fachjury aus Braumeistern, Biersommeliers, Fachjournalisten und Bier-Bloggern ermittelte in einer mehrstündigen Blindverkostung den Gewinner des Wettbewerbs. Er heißt Christoph Wolfrum und kommt aus Nürnberg. Das Gewinnerbier ist das „Hoptimism“ und punktete mit einem bernsteinfarbenen Malzkörper und fruchtiger Hopfenaromatik.
GradPlato: Hallo Christoph, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Hobbybrauerwettbewerbs! Vielleicht kannst du dich zunächst am besten selbst vorstellen.
Christoph Wolfrum: Vielen Dank! Ich heiße Christoph Wolfrum, bin 35 Jahre alt und lebe mit meiner Frau und meiner zweijährigen Tochter im schönen Nürnberg. Vor ca. fünf Jahren habe ich mich zusammen mit ein paar Freunden ins Abenteuer Hobbybrauen gestürzt. Seitdem bin ich mit viel Herzblut dabei und tobe mich am Braukessel aus.
°P: Wie bist du zum Heimbrauen gekommen? Gab es da eine einschneidende Episode?
Wolfrum: Eine einzelne einschneidende Episode gab es nicht. Das Thema Bier hat mich schon lange interessiert. Einen Schub bekam das Interesse durch meine Zeit in Bamberg. Während des Studiums und danach durfte ich zwölf Jahre in diesem Bier-El Dorado verbringen. Mein Ziel, einmal alle oberfränkischen Brauereien zu besuchen, habe ich aber leider noch nicht erreicht, ein paar fehlen noch. Als dann die Craft Bier-Bewegung Fahrt aufgenommen hat, ist meine Leidenschaft weiter gewachsen, da ist nochmal eine Tür aufgegangen. Als dann im Freundeskreis jemand sein eigenes Bier gebraut hat, habe ich mir mit ein paar Freunden gedacht, dass wir das auch mal ausprobieren müssen. Seitdem bin ich dabei geblieben. Das erste Bier war furchtbar, aber danach ging es zum Glück schnell bergauf. Die Besetzung beim Brauen hat dann immer wieder gewechselt, zwischendurch habe ich auch öfter mal alleine einen Sud angesetzt.
°P: Wo braust du dein Bier und wie sieht dein Equipment aus?
Wolfrum: Normalerweise braue ich unter freiem Himmel, früher auf dem Balkon in Bamberg, jetzt meist auf der Terrasse. Auch kühle Temperaturen halten mich da nicht auf. Einmal habe ich bei uns in der Küche gebraut. Als dann gegen Ende langsam die Tapeten von der Wand kamen, habe ich beschlossen, das lieber wieder sein zu lassen. Das Brauen draußen macht aber auch einfach am meisten Spaß.
Lange habe ich mit einfachster Ausrüstung gebraut, also einem Einkochautomaten oder Glühweintopf und Maischesack. Vor einem guten Jahr habe ich mir dann eine preiswerte 20-Liter-Brauanlage gekauft, die erleichtert die ganze Unternehmung schon. Das Brauen mit der alten Ausrüstung macht aber auch Spaß, das ständige Rühren und das Hantieren mit dem Handthermometer hat schon was. Das Siegerbier habe ich dann auch wieder mit dem Einkochautomaten gebraut, da meine Anlage am Brautag nicht so wollte wie ich.
°P: Wie gehst du die Entwicklung neuer Rezepte an? Hast du Lieblingshefen und -Hopfensorten?
Wolfrum: Grundsätzlich braue ich Biere, die ich selbst gerne trinke. Ich braue meist IPAs in verschiedenen Varianten, besonders Black IPAs haben es mir angetan. Es waren aber auch schon Imperial Stouts dabei, die auf Holzchips gelagert waren oder mit Fleur de Sel verfeinert wurden. Inspiration bekomme ich oft beim Probieren anderer Biere. Dann kommen schon fast automatisch Ideen, womit man z.B. eine gerade verkostete Hopfensorte gut kombinieren könnte. Im Kopf bastle ich dann rum, welche Aromen sich gut ergänzen würden. Am Brautag geht es auch immer ein wenig nach Bauchgefühl.
Einige Lieblings-Hopfensorten von mir sind Simcoe, Citra und Green Bullet. Von den neuen Sorten finde ich gerade Sabro sehr spannend. Einen besonderen Platz unter den Hopfensorten hat für mich allerdings Ella, so heißt nämlich auch meine kleine Tochter. Grundsätzlich bin ich ein Hopfenliebhaber, da liegt meine größte Leidenschaft. Meinen Eltern habe ich inzwischen sogar drei Hopfenpflanzen der Sorte Cascade anvertraut, die sie hervorragend pflegen. Seit drei Jahren brauen wir jetzt im Herbst immer ein Grünhopfenbier mit selbst angebautem Hopfen. Aber natürlich ist auch die Auswahl der Malze sehr spannend. Dem Thema Hefe nähere ich mich gerade an, vor Kurzem habe ich ein IPA/IPL gebraut, also den Sud vor der Gärung auf zwei Behälter aufgeteilt und eine Hälfte obergärig, die andere Hälfte untergärig vergären lassen. Das Ergebnis war sehr interessant. Meine „Stammhefe“ ist die Fermentis Safale US-05.
°P: Wer darf deine Biere kosten?
Wolfrum: Im Wesentlichen meine Familie und Freunde, vor allem natürlich die, mit denen ich schon zusammen gebraut habe. Mein Vater „assistiert“ mir inzwischen oft beim Brauen, mit ihm stoße ich natürlich immer an. Mit zwei meiner besten Freunde bilde ich die „Best Beer Friends (BBF)“, die bekommen auch ein paar Flaschen ab. Beim Probieren will ich immer gerne dabei sein, um die ersten Reaktionen mitzubekommen. Die Rückmeldungen der Freunde sind meist sehr positiv, die etwas ältere Verwandtschaft ist von so einem 8,5-prozentigen, stark gehopften Black IPA manchmal etwas verstört. Meine Frau unterstützt mich zwar fantastisch bei meinem Hobby, hat sogar schon selbst bei zwei Bieren mitgebraut, aber leider schmeckt ihr Bier nicht besonders.
°P: Welche Bierstile magst du besonders gerne?
Wolfrum: Grundsätzlich probiere ich mich gerne durch alle möglichen Bierstile. Die Neugier auf neue Biere ist einfach riesengroß. Am häufigsten überzeugen mich kräftig gehopfte Biere, meist IPAs oder auch gerne NEIPAs. Imperial Stouts oder Sauerbiere haben aber definitiv auch ihren Reiz. Nach wie vor liebe ich es auch, eine traditionelle fränkische Brauerei zu besuchen und dort ein ganz klassisches Kellerbier zu trinken, am liebsten nach einer Wanderung dorthin.
°P: Beschreibe bitte dein Gewinnerbier, das „Hoptimism“!
Wolfrum: Ich wollte ein American Pale Ale brauen, das einerseits klassisch in der Aromatik ist, andererseits aber auch einen modernen Twist hat. Daher habe ich nur verhältnismäßig junge Hopfensorten verwendet und eine für ein American Pale Ale relativ kräftige Kalthopfung vorgenommen. Im Ergebnis hat es einen klassischen, bernsteinfarbenen Malzkörper mit einer schönen, fruchtigen Hopfenaromatik und einer verhältnismäßig dezenten Bittere. Für die besondere Note sorgt ein klein wenig Sabro in der Kalthopfung.
°P: Verrätst du unseren Lesern das Rezept?
Wolfrum: Na klar! Beim Malz habe ich 90 Prozent Pale Ale Malz verwendet und 10 Prozent Caraamber. Bei Kochbeginn und bei Kochende habe ich Azacca und El Dorado zugegeben auf 40 IBU. Als Hefe kam die Fermentis Safale US-05 zum Einsatz. Nach zwei Tagen habe ich dann für die Kalthopfung Azacca, El Dorado (jeweils ca. 3 g pro Liter) und eben Sabro (ca. 2 g pro Liter) eingesetzt. Für die Karbonisierung habe ich beim Abfüllen je 8 Prozent Speise pro Flasche zugegeben.
°P: Wann kommt die Gründung einer eigenen Brauerei?
Wolfrum: Ein Traum wäre das auf jeden Fall, ich habe auch schon mal in einer Brauerei hospitiert, um mir den Braueralltag aus der Nähe anzuschauen. Die Vernunft sagt mir allerdings, dass ich das doch lieber sein lasse mit der eigenen Brauerei und das Brauen weiterhin als Hobby pflege. Da muss ich mich nach niemandem richten und kann genau das brauen, worauf ich Lust habe. Wer weiß, vielleicht versuche ich es irgendwann mal im ganz kleinen Maßstab mit Kuckucksbrauen.
°P: Zum Abschluss: Wenn du die Möglichkeit hättest mit einer Person – lebend oder bereits verstorben – ein Bier zu trinken … Wer wäre das, und welches Bier würdest du servieren?
Wolfrum: Puh, das ist eine schwierige Frage. Aus aktuellem Anlass würde ich vielleicht Boris Johnson wählen und ihm ein Bier von einer kleinen fränkischen Brauerei servieren. Wenn er dann völlig begeistert ist, würde ich ihm sagen, dass er sich das mit dem Brexit nochmal überlegen soll, sonst wird es schwieriger für ihn, an solche grandiosen Biere heranzukommen.
°P: Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß beim Einbrauen deines Bieres bei Maisel & Friends!